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{{postCount}} Da steckt KI drin
Ferne Zukunftsmusik? Keineswegs. Künstliche Intelligenz prägt auch im Tourismus längst schon den Alltag. Hilft beim Einchecken und warnt von Lawinen. Wir finden: ganz schön clever!

Da steckt KI drin

Eine Kellnerin hält einen Teller in der Hand.© Wörthersee-Rosental-Tourismus / Daniel Gollner_Midjourney.com
Björn Erichsen Autor

Wetten, dass auch Sie schon Prompts für ChatGPT geschrieben haben? Doch an künstlicher Intelligenz ist mehr dran als nur der Hype um den Chatbot von OpenAI. Sie ist längst präsent in vielen Geräten, erleichtert uns oft schon – unbemerkt – den Alltag. Auch für den Einsatz im Tourismus bieten die lernenden Maschinen jede Menge Potenzial, ob bei der Analyse von Gästedaten, bei der Echtzeitübersetzung von Sprache oder bei der Lenkung von Besucherströmen an touristischen Hotspots. Hand in Hand mit der KI drängt auch noch Kollege Roboter nach vorn, der jetzt schon Aufgaben im Service übernehmen kann – so wie etwa Sara, der weltweit erste Check-in-Roboter im City Travel Store von Emirates in Dubai. Reisen Sie mit uns durch die Tourismuswelten von morgen.

Wörthersee goes KI

Hier führte die Maschine Regie: Die Story schrieb ChatGPT, die Bilder kamen vom Kunst-Generator Midjourney, Komposition und Voiceover übernahmen sogenannte KI-Text-zu-Audio-Tools – nur am Ende brauchte es ein wenig Handarbeit, um die erste KI-basierte Webvideo-Kampagne von Wörthersee-Rosental Tourismus zusammen­zufügen. 53 Sekunden lang ist der Film aus der Maschine, der den Urlaub am See mit Bildern in einem realistischen Comic-Style opulent  in Szene setzt. „Es ist erstaunlich, wie die KI den Wörthersee interpretiert und wie schnell Storyboard und Visuals entstanden“, sagt Geschäftsführer Roland Sint. An der Machart gab es auch Kritik. „Ich denke jedoch eher, dass so ein Film die Neugier steigert, eine Region wirklich in echt zu sehen. Außerdem ist der KI-Film die erfolgreichste Youtube-Pre-Roll-Kampagne, die wir je hatten“, so der Touristiker.

Was Gäste wollen

Die Daten, welche die Reisebranche rund um die Uhr generiert, sind ein wertvoller Schatz –  jedenfalls dann, wenn sie richtig erfasst und interpretiert werden. Die britische Luxushotel-Kette Dorchester Collection macht es vor. Kundenfeedback und Bewertungen werden von der KI-Plattform Metis verarbeitet, dazu kommen auch die Ergebnisse von Umfragen. Die Analyse zeigte für die Hotels in Paris, das Le Meurice und das Plaza Athénée, einen Mangel an loyalen Gästen. Was zum Beispiel erst durch den Einsatz der KI auffiel: Die Gäste empfanden den Luxus der Pariser 5-Sterne-Hotels als austauschbar, probierten daher immer wieder neue Häuser aus. Dorchester richtete daraufhin die Häuser neu aus: das Le Meurice mit Schwerpunkt auf Kultur, das Plaza Athénée als Boutiquehotel mit enger Bindung an Dior. Und vermeldet seither neue Erfolge in Sachen Kundentreue.

Check-In bei Sara

Manche Fluggäste in Dubai Downtown werden von Sara begrüßt, dem weltweit ersten Check-in-Roboter: „Hallo, ich bin Sara, bitte scannen Sie Ihren Reisepass.“ Die goldfarben lackierte Hightech-Dose hat die Form eines überdimensionalen Küchenmixers und ein breites Monitor-Gesicht und ist seit 2023 im City and Check-in Travel Store der Fluglinie Emirates im Einsatz. Freundlich und geduldig hilft Sara den Reisenden durch den Check-in. Das System scannt Tickets und Pässe und erstellt einen biometrischen Abgleich mit den Fotos aus den Dokumenten. Anschließend druckt Sara die Bordkarte aus und geleitet die Fluggäste zur Gepäckabgabe. Menschliches Servicepersonal ist dort auch weiterhin vor Ort – für sie ist der Robo-Helfer vor allem eine Entlastung in Spitzenzeiten. Sollte sich der Pilotversuch bewähren, könnte die hilfreiche Sara bald auch an anderen Emirates-Standorten auftauchen.

Blick auf einen Roboter von Emirates© Emirates
Intelligentes Einchecken mit Sara, dem Roboter von Emirates

KI zur Lawinen­warnung

Das Schweizer Lawinenforschungsinstitut SLF hat mit künstlicher Intelligenz einen großen Sprung in der Lawinenvorhersage gemacht. Ihr neues Computermodell, trainiert mit zwei Jahrzehnten Wetterdaten, erreicht eine Vorhersagegenauigkeit von 75 Prozent und ist damit auf Augenhöhe mit menschlichen Expert*innen. Seit letztem Winter im Einsatz, bietet die KI eine wertvolle Zweitmeinung, die die Urteile der menschlichen Lawinenwarner*innen ergänzt. Der innovative Ansatz, vorgestellt im renommierten Fachblatt „Natural Hazards and Earth System Sciences“, markiert einen vielversprechenden Fortschritt in der Lawinenforschung. Im Winter 2022/2023 konnten damit erstmals auch automatische Prognosen für Nassschneelawinen und die Stabilität der Schneedecke erstellt werden.

Blick auf eine abgehende Lawine am Berg© stock.adobe.com / Maygutyak
Wertvolle Zweitmeinung: KI ergänzt menschliches Lawinenwissen

In Echtzeit

Beim International Journalism Festival in Perugia im Jahr 2023 kam die Technik schon zum Einsatz: die KI-Simultanübersetzung aller Redebeiträge vom Italienischen ins Englische und umgekehrt. Die Teilnehmenden brauchten dafür nur die App des Anbieters Wildoo AI auf dem Smartphone sowie ein paar Kopfhörer. Das war teilweise gewöhnungsbedürftig, denn ganz ohne Zeitverzug geht es doch noch nicht. Dennoch birgt die Technik enormes Potenzial im Tourismus – etwa für Führungen oder Events mit internationalen Gästen. Wer will, kann die cleveren KI-Übersetzer jetzt schon ausprobieren: Für rund 350 Euro verspricht der „Hearable WT2 Edge“-Kopfhörer von Timekettle Technologies innerhalb einer halben Sekunde die Echtzeitübersetzung in 40 Sprachen.

AIR lenkt Gästeströme

Niemand braucht Overtourism. Nicht die Gäste, nicht die Gastgeber*innen, nicht die Umwelt. Doch Besucherströme an touristischen Highlights zu prognostizieren und bei Bedarf zu entzerren ist eine komplexe Aufgabe. Beim Verbundprojekt AIR ist die Region Füssen gleich zweimal als Use Case vertreten. Konkret geht es darum, über Mobilfunkdaten und smarte Sensoren die Frequenz der Gästeströme zu erfassen, anschließend  soll mittels einer KI ein Prognosemodell samt Auslastungsszenarien erstellt werden. Durch maschinelles Lernen erhöht sich mit der Zeit die Vorhersagegenauigkeit ebenso wie die Qualität der Empfehlung an mögliche Besucher*innen. Das Ziel ist bis 2025 die Schaffung eines digitalen Besuchermanagements, das Touristenströme lenken kann und außerdem von Gästen akzeptiert wird.

Blick auf einen vollen Parkplatz am See an einem Sommertag© tourismus.bayern – Gert Krautbauer
Clever: Sensoren erfassen die Parkplatzauslastung in Füssen

Smarter Mülleimer

Auch hinter den Kulissen lässt sich mit KI viel bewegen. Der Einsatz smarter Systeme für Heizung, Lüftung, Wasser und Beleuchtung kann in Gastronomie und Hotellerie zu erheblichen Einsparungen beitragen. Das Sheraton Maldives Full Moon Resort hat ein solches System installieren lassen: Sensoren erkennen in dem 5-Sterne-Hotel auf der Insel Furanafushi, wo sich die Gäste befinden, und steuern die Klimaanlagen automatisch nach Bedarf. Auch in der Küche setzt man auf Nachhaltigkeit. Dort ist eine KI-Anwendung der Firma Winnow installiert, die aus den Abfalleimern intelligente Datensammler macht. Analysiert werden die Abfälle auf Warenwert, Portionsanzahl und CO2-Ausstoß. Das Management hofft, durch Verhaltensänderung und Optimierung des Einkaufs die Lebensmittelverschwendung um bis zu 50 Prozent zu reduzieren.

Clevere Reiseplanung

Moovit, gegründet 2012 in Israel und 2020 von Intel übernommen, ist eine führende App für urbane Mobilität. Mit über 1,3 Milliarden Nutzer*innen in 3.500 Städten bietet Moovit optimierte Routenvorschläge für öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder und Roller. Der Schlüssel zu diesem Erfolg liegt in der fortschrittlichen KI-Technologie, die Nutzerdaten, Sensoren und Fahrpläne analysiert, um aktuelle Verkehrsinformationen zu integrieren. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von Natural Language Processing (NLP), das komplexe Verkehrsmeldungen in prägnante Anweisungen umwandelt. So hilft Moovit seinen User*innen, effizienter zu reisen, und trägt zu einer nachhaltigeren Mobilität und der Entzerrung von Verkehrsströmen in den Städten bei.

© Wörthersee-Rosental-Tourismus / Daniel Gollner_Midjourney.com; Emirates; stock.adobe.com / Maygutyak; tourismus.bayern – Gert Krautbauer