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{{postCount}} Schmeckt’s? Brainfood für hungrige KIs
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Schmeckt’s? Brainfood für hungrige KIs

Künstliche Intelligenzen sind gute Futterverwerter: Je besser man sie ernährt, desto wertvollere Resultate spucken sie aus. Ein Ernährungsratgeber

Annette Rübesamen Autorin

Keine Frage: Künstliche Intelligenz kann den Tourismus besser machen. Nicht nur aus Sicht der Reisenden, die sich über personalisierte Reiseempfehlungen, intelligente Übersetzungsprogramme oder stets aktuelle Mobilitätslösungen freuen dürfen. Sondern auch für die touristischen Akteur*innen, auf die spannende Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung, strategischen Planung und Profitmaximierung warten. Um nicht erst von der allgemeinen Lebensqualität zu sprechen, die etwa erheblich von den Folgen einer KI-gesteuerten Besucherlenkung profitieren wird.

Um all diese unterschiedlichen Leistungen erbringen zu können, braucht die KI vor allem eines – Daten. Künstliche Intelligenzen sind dem Menschen in dieser Hinsicht ähnlicher, als man glauben würde. Wenn der Mensch hungert, lässt irgendwann nicht nur seine Muskelkraft nach, sondern auch sein Denkvermögen. Die Leistungsfähig­keit leidet; er lernt nichts Neues dazu und ist zu intelligenten Lösungen und Analysen nicht in der Lage. Mit der künstlichen Intelligenz verhält es sich ähnlich. Nur wenn sie ordentlich gefüttert wurde, bringt sie Leistung. Denn wenn die KI sinnvolle und nützliche Ergebnisse ausspucken soll, muss sie vorher richtig trainiert haben.

Die Ergebnisse einer KI hängen von der Qualität der Daten ab

Das Futter, das sie dazu braucht, sind qualitativ hochwertige Daten. Denn die Ergebnisse, die eine KI liefert, sind immer nur so gut wie ihr Lernerfolg. Und der steht und fällt mit der Quantität und der Qualität der Daten, welche der KI serviert werden.

Touristische Akteur*innen können heute in zweierlei Hinsicht von KI profitieren: Zunächst einmal können sie die neue Technologie aktiv für ihr eigenes Geschäftsmodell nutzen. „Das Potenzial hier ist wirklich groß“, schwärmt Markus Garnitz, Bereichsleiter Digitalisierung der BayTM. In allen Betrieben gebe es Aufgaben, die sich immer wiederholen, oder wiederkehrende Serviceanfra­gen, etwa am Counter. „Da lässt sich durch KI eine Automatisierung und somit eine Rationalisierung und Entlastung hereinbringen.“ Auch zur nahezu professionellen Texterstellung etwa für eigene Website-Inhalte lasse sich KI perfekt einsetzen.

Die Analyse der eigenen Gästedaten bringt spannende Einblicke

Richtig spannend würde es, wenn ein Betrieb seine eigenen Daten sammele und dann mit KI analysiere. „Hier trifft KI auf sogenannte Business Intelligence“, erklärt Garnitz. Man könne beispielsweise Gästegruppen analysieren oder Zusammenhänge zwischen Gästekategorien, Auslastung und Saisonzeiten erkennen. „Man erhält so Einblicke, die man mit klassi­schen Methoden nicht bekommt: Wer sind meine Gäste, was mögen sie an uns, wie wird die Auslastung im nächsten Jahr aussehen?“ Erkenntnisse, auf deren Basis ein Betrieb sein Potenzial viel besser und gewinnträchtiger ausschöpfen könne.

Ein klassisches Beispiel für einen Bereich, in dem KI gewinnbringend eingesetzt werden kann, ist das sogenannte Yield Management, wie es in der Tourismusbranche oft von Hotels, Fluggesellschaften oder Autovermietern betrieben wird. Es geht darum, auf der Basis von Auslastungsprognosen, also der erwarteten Nachfrage, die Preise derart zu gestalten, dass für das Unternehmen der maximale Profit herausspringt. Dazu muss ein Betrieb erst einmal die nötigen Daten generieren – was aber kein Problem sein sollte, wenn ein Hotel bereits online buchbar ist – und dann die entsprechenden Tools einsetzen. Es gibt inzwischen zahlreiche Anbieter von Revenue-Management-Systemen für die Hotellerie.

Die zweite Chance für touristische Unternehmen in Sachen KI liegt darin, dass sie ihre Daten anderen KIs zur Verfügung stellen können – und zwar zum eigenen Vorteil. Eine zentrale Rolle für den bayerischen Tourismus spielt hier die BayernCloud Tourismus, das bislang wichtigste und umfangreichste Digitalprojekt der BayTM. Die BayernCloud Tourismus ist eine zentrale Datendrehschreibe, die alle für den Tourismus relevanten Daten als frei nutzbare Open Data zusammenbringt und auch wieder ausspielt. Und die somit ein wichtiger Futterplatz für touristische KIs ist. Denn in die Cloud fließen alle Daten, die für die Gäste, aber auch für touristische Akteur*innen selbst relevant sind – Daten zu Points of Interest (POIs), Events und Öffnungszeiten, Fahrpläne und Auslastungsprognosen. Daten, mit denen eine KI arbeiten kann. Die BayernCloud ist bereits gut gefüllt.

Fast 90 Prozent der bayerischen Destinationen sind angebunden

„Wir haben schon 250.000 Datensätze gesammelt“, freut sich Markus Garnitz, „bis Ende des Jahres dürften es eine halbe Million sein. Die stammen von 80 bis 90 Prozent der bayerischen Destinationen. Vor allem aber haben wir inzwischen alle gängigen Softwaresysteme angebunden; die Daten fließen jetzt automatisch in die Cloud. Und wir können uns um Datenqualität und Prozessoptimierung kümmern.“

Die Daten aus der BayernCloud können von allen Interessierten abgerufen werden, ohne dass sich die einzelnen touristischen Akteur*innen darum noch kümmern müssen: von Freizeit-Apps,  Tourismusportalen, Destinationsmanagement-Organisationen. Ein Restaurant, das seine korrekten Daten in die Cloud eingepflegt hat, kann sich darauf verlassen, dass diese Daten korrekt auch in anderen Kanälen wiedergegeben werden. Damit verbessern sich die Außenwahrnehmung dieses Betriebs und die Auffindbarkeit. Die BayernCloud ist aber auch für Hotels interessant, die beispielsweise Ausflugstipps in ihre Website einbauen wollen. „Wir haben gerade eine Kooperation mit dem Bauern- und Land­urlaubsverband Blauer Gockel e. V. gestartet und auf dessen Website unser Widget inte­griert. Da können die Besucher jetzt genau sehen, was sie im Umkreis einer bestimmten Unterkunft alles unternehmen können“, berichtet Garnitz.

Doch KIs sind heikel. Sie mögen nicht alle Daten. Sie wollen korrekt gefüttert werden. Was auf dem menschlichen Speisezettel die ideale Kombination aus Kohlenhydraten, Proteinen und Fett bedeutet, sind für eine KI gut strukturierte Daten. „Damit meinen wir Daten, die nach einer einheitlichen Struktur aufbereitet wurden“, erklärt Markus Garnitz. „Konkret bedeutet das, dass sie alle mit einem gleichen Set an Basisattributen ausgestattet sein müssen – für einen POI sind das etwa Adresse, Beschreibung, Öffnungszeiten und Eintrittspreise. Solch strukturierte Daten versteht die KI. Ganze Sätze dagegen versteht sie nicht. Denn sie tut sich schwer, in einem Fließtext die entscheidenden Daten zu erkennen.“ Weil eine KI darauf trainiert ist, in jedem Fall Ergebnisse zu produzieren, wird sie – gewissermaßen aus Höflichkeit –  auch dann antworten, wenn sie keine richtigen Daten zur Verfügung hat. Und das kann fatal sein. „Wenn das System keine konkreten Informationen zum Sachverhalt hat, setzt es aus irgendwelchen Versatzstücken etwas zusammen, was unter Umständen nicht den Tatsachen entspricht“, warnt Garnitz. „Man nennt das: Die KI halluziniert!“

Markus Garnitz

Ordentliche Datenpflege muss im Betrieb zur Chefsache werden

Markus Garnitz

Auch auf der eigenen Website machen sich strukturierte Daten gut

Ihre Daten ordentlich zu pflegen, sollte für touristische Unternehmen also zur Chefsache werden. Nicht nur wegen des Einsparpotenzials, sondern auch, weil die Konkurrenz ja nicht schläft. Große Player wie etwa internationale Hotelketten haben die Zeichen der Zeit längst erkannt. Markus Garnitz, der als Informatiker ohnehin stets die Zukunft im Blick hat, zieht ein weiteres schlagendes Argument für die Schaffung strukturierter Daten aus dem Hut: die Zunahme von KI-gesteuerten Assistenzsystemen beim Surfen im Internet. Heute googelt man einen Begriff, bekommt mehrere Websites dazu angeboten und besucht diese dann. In Zukunft, glaubt Garnitz, „werden wir immer öfter komplette Fragen googeln und komplette Antworten bekommen. Das Assistenzsystem hat für uns dann bereits die entsprechenden Websites durchforstet und die Infos heraus­geholt. Der menschliche Veri­fizierungsprozess durch uns selbst findet nicht mehr statt. Deshalb ist es so wichtig, dass die richtigen Infos als strukturierte Daten schon auf der Website zur Verfügung gestellt werden.“

Klingt unheimlich? Ist es nicht. Markus Garnitz: „Von der Terminator-KI, die alle immer fürchten, sind wir ganz weit weg. Gerade hier in der BayernCloud arbeiten wir mit einer schwachen KI, die für einen Use Case trainiert wird, also einen bestimmten Anwendungsfall. Die KI versteht ja nicht, was sie macht.“ Nur Hunger hat sie. Auf viele, gute bayerische Daten.

Erfahren Sie mehr über die BayernCloud Tourismus.

© tourismus.bayern