Nachhaltiger Tourismus ist mehr als Umweltschutz. Er ist „langfristig, d. h. in Bezug auf heutige wie auf zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig” (Forum Umwelt und Entwicklung, 1999). Ökonomische, soziale und ökologische Fragestellungen dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen miteinander verschränkt und austariert werden. Nachhaltige Tourismusentwicklung erfordert eine ganzheitliche Perspektive mit dem Ziel, die Lebensqualität für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu erhöhen. Es geht darum, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, die Bedürfnisse von Gästen und Einheimischen mit denen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden und dabei eine langfristig sozialverträgliche Entwicklung mit hoher regionaler Wertschöpfung anzustreben.
Gerade die Coronakrise zeigt: Ökologischer Ressourcenverbrauch gepaart mit hoher Belastung für die Bevölkerung führt zu enormer Unzufriedenheit – und das nicht nur in den Hotspots. Um nicht an Attraktivität zu verlieren, müssen Destinationen deshalb nachhaltige Strategien entwickeln, um ihre Ressourcen langfristig zu erhalten, ihre Krisenresilienz zu steigern und die Lebensqualität für Gäste und Bevölkerung gleichermaßen zu fördern. Zeitgleich verändern sich die Werte, Einstellungen und Qualitätsansprüche der Menschen: Nachhaltigkeit im Tourismus wird vom Gast immer mehr als selbstverständlich vorausgesetzt. Damit ist nachhaltiges Handeln nicht nur zeitgemäß, sondern pure Notwendigkeit für den Erhalt erfolgreicher Tourismusdestinationen.
ÖKONOMIE
Für eine nachhaltige Destinationsentwicklung müssen die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und die Sicherung des wirtschaftlichen Wohlstands der Bevölkerung durch den Tourismus im Vordergrund stehen: Nur wenn die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitiert, kann ein positives Tourismusbewusstsein vor Ort sichergestellt werden. Zwar führen als nachhaltig deklarierte Angebote nicht zwingend zu einer stärkeren Nachfrage. Aber das Thema Nachhaltigkeit entwickelt sich zunehmend zum indirekten Qualitätskriterium, bei dem zum Beispiel Ökosünden wie Einwegverpackungen oder Wasser- und Energieverschwendung von den Gästen zunehmend weniger akzeptiert werden. Grundsätzlich gilt: Wirtschaftliche Aspekte sind nur so lange tragbar, wie andere Aspekte der Nachhaltigkeit keinen Schaden nehmen.
ÖKOLOGIE
Natur und Landschaft sind existenzielle Ressourcen des Tourismus und Schlüsselfaktoren für die touristische Attraktivität. Schon deshalb ist ihr Erhalt existenziell. Zwar treten durch ihre touristische Nutzung fast immer ökologische Belastungserscheinungen und ein gewisser Ressourcenverbrauch auf. Doch mit kluger Tourismusplanung, einem abgestimmten Besuchermanagement sowie durch Umweltmanagementmethoden in den Betrieben bleibt das kontrollierbar. Bei der Destinationsentwicklung muss deshalb stets auf den Erhalt der einzigartigen Naturlandschaften und der Tierwelt geachtet und bei Bedarf mit Steuerungsmaßnahmen wie Besucherlenkung, Sensibilisierungskampagnen oder Alternativangeboten zu Hotspots eingegriffen werden.
SOZIOKULTUR
Im Bereich des sozialen Nachhaltigkeitsaspekts steht vor allem die einheimische Bevölkerung im Fokus: Einerseits die freundlichen Gastgeber*innen, die die Grundlage für einen erfolgreichen Tourismus darstellen. Andererseits die Dienstleister*innen und Einwohner*innen am Ort, z. B. die Taxifahrerin, der Bäcker oder die Familie, die nach dem Weg gefragt wird. Weil der Gast immer mehr den Austausch und Kontakt mit den Menschen vor Ort sucht, wird auch die normale Bevölkerung zum touristischen Erfolgsfaktor. Es ist daher wichtig, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Bedeutung des Tourismus in der Region zu generieren, den Wert des Tourismus als Garant und Treiber für Wohlstand, Lebensqualität und Arbeitsplätze zu erklären und sie in Entscheidungen einzubeziehen. Auch der Erhalt von kulturellem Erbe, Traditionen und regionalen Besonderheiten als Alleinstellungsmerkmal sind ein Teil nachhaltiger Konzepte in Urlaubsdestinationen. Ziel ist es, einen Heimat- und Urlaubsraum zu gestalten, der sowohl Gästen als auch Einheimischen höchste Lebens- und Freizeitqualität bietet.
Bayern bringt beste Voraussetzungen mit, um sich langfristig als nachhaltiges Reiseziel zu etablieren
Das einzigartige Naturerlebnis, die bayerische Kultur und Tradition, die vielfältige Kulinarik und vor allem das typische bayerische Lebensgefühl sind die Grundlage für Bayerns Image und seinen touristischen Erfolg. Ihretwegen reisen jährlich Millionen von Menschen in unsere Destination. Und tragen hier in enormem Maß zum wirtschaftlichen Erfolg des Freistaats bei. Diesen Tourismus gilt es nachhaltig zu managen und damit für Bayern zu erhalten. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität in den bayerischen Regionen und Orten für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu entwickeln und unsere Heimat für zukünftige Generationen zu bewahren.
Nicht die Vermarktung einzelner nachhaltiger Produkte muss deshalb im Mittelpunkt des Handelns stehen, sondern die langfristige Positionierung Bayerns als nachhaltiges Reiseziel. Nachhaltiges Handeln ist ohnehin schon tief in der bayerischen Lebensart verwurzelt: Traditionelles Wirtschaften in und mit der Natur, die Wertschätzung für die regionalen Erzeuger*innen und die hochwertige Arbeit von Handwerk und Dienstleistung, der lebendige Erhalt unserer reichhaltigen Kulturschätze, saisonaler und regionaler Konsum, das engagierte Miteinander in den Regionen, Maßnahmen zum Erhalt unserer Natur-und Kulturlandschaft und der Biodiversität, der Einsatz für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und das Arbeiten an einer immer besseren Lebensqualität für Bevölkerung und Gäste – all das können Bausteine für die nachhaltige Entwicklung des Bayerntourismus sein.
Nach der Coronakrise muss nun die Balance der ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen wiederhergestellt werden, um unsere Heimat so lebenswert wie bisher zu erhalten. Durch eine nachhaltige Herangehensweise stärken wir die bayerische (Tourismus-)Wirtschaft, schonen die einzigartige Natur und steigern die Lebensqualität für unsere Bevölkerung. Wichtig für uns ist ein gemeinsames Verständnis, das wir mit allen Partner*innen aus dem Tourismus teilen möchten. Denn nur gemeinsam werden wir es schaffen, Bayern auch in Zukunft als lebens- und liebenswertes Urlaubsland für uns und unsere Gäste zu erhalten. Denn Bayern liegt uns am Herzen.