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{{postCount}} Da rührt sich was!

Da rührt sich was!

Neue Mobilitätskonzepte für Stadt, Land und Gebirge zeigen: In der Verkehrsplanung geht einiges. Man muss sich nur trauen

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Rotterdam, Niederlande: Schön aufgeräumt – wo 200 Hubs die Verkehrswende begleiten

© Frank de Roo

In der Vergangenheit setzte Rotterdam vor allem auf Autofreundlichkeit. Doch seit 15 Jahren läuft der Umbau zur „City Lounge“ – mit mehr Grün, Tempo 30 in der Stadt, Platz für Fußgänger und Fußgängerinnen sowie emissionsfreiem Verkehr. Die sogenannte „Shared Mobility“ mit E-Scootern und -Mopeds soll zum Vehikel der Verkehrswende werden. Bis Ende 2024 will Rotterdam deshalb ein Netz von 200 sogenannten Neighborhood Hubs schaffen. Knotenpunkte also, an denen man sich aus der ganzen Vielfalt der Leihfahrzeuge bedienen kann. Die so dicht gestreut sind, dass sich immer einer in der Nähe befindet. Und die zugleich dafür sorgen, dass die Leih-Mobile nicht störend in der Stadt herumstehen. Denn Geofencing, eine elektronische Sperre, soll das Parken außerhalb der Hubs erschweren. 100 Hubs sind bereits fertiggestellt.

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Paris, Frankreich: La mobilité du futur – Verkehrswende an der Seine mit Charme und Seilbahn

© adobe.com / engel.AC

Eine Seilbahn, die von einer Metro-Endstation in die Außenbezirke führen soll, ist der neueste Clou der Pariser Verkehrspolitik. Die Vorteile: kostengünstig, rückbaubar, emissionsfrei. Das passt zur strikten Verkehrswende, die Bürgermeisterin Anne Hidalgo der Metropole verordnet hat. Das Ziel: bessere Mobilität für alle, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Jüngst wurde das Parken für große SUVs verteuert. Schon zuvor sperrte Hidalgo die Schnellstraße an der Seine für Autos und baute sie zu einem Park mit Grünflächen, Cafés und Bars um. Auf dem Autobahnring rund um Paris soll eine Fahrspur begrünt, eine weitere für Busse und Pendler-Fahrgemeinschaften reserviert werden. Parkplätze werden zu Grünflächen, Avenuen zu Radwegen. In weiten Teilen der Stadt gilt bereits Tempo 30. Eine Studie von April 2024 ergab, dass Pariser und Pariserinnen mit dem Fahrrad zweieinhalb mal so viele Wege als mit dem Auto zurücklegen. Im Schnitt 15 Stundenkilometer schnell. Mit dem Auto zu Stoßzeiten völlig undenkbar.

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Werfenweng, Österreich: Mit dem Ideen-Turbo zur sanften Mobilität

© Dietmar Denger

Werfenweng, das zum Verbund nachhaltiger Ferienorte Alpine Pearls gehört, liegt auf einem 900 Meter hohen Sonnenplateau im Pongau. Und inzwischen auch an der Spitze der Ferienorte, die komplett auf sanfte Mobilität setzen. Seit 1997 hat die Gemeinde ihre Angebote für autofreien Urlaub kontinuierlich weiterentwickelt. Vom Bahnhofs-Shuttle über den Rufbus im Dorf („E-Lois“) bis zum E-Auto-Verleih. Immer mehr Mobilitätsmöglichkeiten baut Werfenweng in das ausgeklügelte System ein. Und lässt nichts aus, was die Urlaubsgäste nachhaltig bewegt: Nachtmobil, E-Bikes, E-Roller, E-Zweisitzer, Tandemräder, Jet-Flyer. Was nicht gratis in der Werfenweng Card inkludiert ist, gibt es zu attraktiven Konditionen. Ein Urlaub ohne Auto, der Spaß und Umweltschutz verbindet – das ist das Werfenwenger Erfolgsrezept.

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Ortenaukreis, Baden-Württemberg: Ein Städtebund macht mobil

© Scholz & Volkmer

Vis-à-vis von Straßburg, rechts des Rheins, liegt der Ortenaukreis. Er erstreckt sich von Achern im Norden bis zum Europapark Rust im Süden, mit der Großen Kreisstadt Offenburg in der Mitte. Hier, im flächenmäßig größten Landkreis Baden-Württembergs, haben sich 14 Städte und Gemeinden zum Mobilitätsnetzwerk Ortenaukreis zusammengetan. Das Ziel: öffentliche Nahverkehrsangebote zu schaffen, die sinnvoll ineinandergreifen und den Menschen die unkomplizierte Fortbewegung zwischen städtischen und ländlichen Zentren ermög­lichen. Auch ökonomische und organisatorische Synergieeffekte werden genutzt, denn der Gesamtaufwand verringert sich durch Austausch und gemeinsame Planung deutlich. Das Netzwerk ist das erste seiner Art in Deutschland und wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutz­initiative gefördert. Zum Projekt gehören zzt. auch 55 Mobilitätsstatio­nen mit Fahrrädern, teils auch E-Bikes und Leihwagen, sowie die App „Ortenau mobil“. Diese ermittelt die beste Verbindung im Mix aus Bussen und Bahnen, ermöglicht den Kauf von Tickets und bezieht auch die Option von Leihrädern und Carsharing mit ein.

© Frank de Roo; stock.adobe.com/ engel.AC; Dietmar Denger; Scholz & Volkmer.