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{{postCount}} „Wir brauchen Struktur“

Interview mit Markus Garnitz zum Thema Open Data, Standards und anderen Herausforderungen in Sachen BayernCloud

Markus Garnitz

„Wir brauchen Struktur“

Markus Garnitz, Diplom-Wirtschaftsinformatiker und Leiter des Bereichs Digitalisierung der BayTM

Markus, die BayernCloud führt Daten aus den unterschiedlichsten Quellen zusammen. Worin besteht die große Herausforderung?

Bislang gab es nur selten einheitliche Systeme. Stattdessen waren lauter unterschiedliche Systeme und Datentypen im Einsatz, oft sogar innerhalb einer Destination. Die technische Herausforderung liegt nun darin, diese Systeme sinnvoll zu strukturieren und an die BayernCloud anzubinden. Auch Open Data ist eine Herausforderung. Da ist zwar in der Breite angekommen, dass es wichtig ist, Daten frei zur Verfügung zu stellen. Doch in der Vergangenheit hat man auf Bildlizenzen etc. oft nicht geachtet; oft weiß keiner mehr, wer eigentlich welche Bildrechte hat, ob man die Bilder benutzen darf. Da muss jetzt viel Recherchearbeit geleistet werden.

Welche Herausforderungen warten jetzt auf die Destinationen?

Zum Beispiel ein gewisser Integrationsaufwand, sprich Kosten. Weil bestimmte Daten bislang noch gar nicht erfasst worden sind. Das ist von Destination zu Destination sehr unterschiedlich. Manche haben perfekt gepflegte Veranstaltungsdatenbanken; andere haben ihre Touren und Routen perfekt erfasst, dafür aber keine Events. Es geht also nicht nur darum, Daten zu liefern, sondern auch mal die langjährigen hauseigenen Prozesse zu hinterfragen. Zum Beispiel, dass Daten gleich in mehrere Systeme eingepflegt werden und keiner mehr weiß, warum eigentlich.

Wie müssen denn Daten aussehen, damit sie bei der BayTM auf Begeisterung stoßen?

Die Daten müssen strukturiert sein, sprich mit einem gleichen Set an Basisattributen ausgestattet – etwa Adresse, Beschreibung, Öffnungszeiten, Eintrittspreise. Damit die Daten maschinell gut verarbeitet werden können, orientierten wir uns an den Standards von schema.org. Solch strukturierte Daten versteht der Computer – Sätze dagegen versteht er nicht. Außerdem ist der Transportweg wichtig; es muss Schnittstellen geben, sogenannte APIs, an denen die Daten automatisch abgefragt werden können.

Welche Vorteile haben die touristischen Akteure, die Daten an die BayernCloud liefern?

Zunächst einmal wird ihr eigener Pflegeaufwand minimiert, weil der Datenfluss automatisiert wird. Die von uns gesammelten Daten werden ja von uns auch wieder auf die unterschiedlichen Systeme verteilt; darum muss sich der einzelne Akteur dann nicht mehr kümmern. Außerdem können wir hoffentlich mehr Reichweite für die Daten bieten, also höhere Präsenz und Sichtbarkeit, weil die Daten in mehreren Systemen landen und frei genutzt werden können. Das gilt dann auch für die künftigen Services der Cloud – Prognosen, Widgets und Ähnliches.

Wie ist der Status quo? Wie sieht es gerade aus in der BayernCloud?

Zum Jahreswechsel 2021/22 sind wir mit der technischen Umsetzung der BayernCloud gestartet. Aktuell haben wir bereits drei der großen Destinationssysteme (sprich Softwareanbieter) angeschlossen. Es fließen bereits die ersten Daten in die Testumgebung!

Wir sind jetzt dabei, diese Daten zu analysieren, zu konsolidieren, ihre Qualität zu überprüfen. Das sind etwa 20 Prozent der Datengesamtmenge, mit der wir rechnen. In der zweiten Jahreshälfte werden wir uns um die Anbindung der Sensorik kümmern, also um Echtzeitdaten, was ja gerade in Bayern durch ein Förderprogramm großzügig unterstützt wird. Es geht aktuell um 150 „Objekte“ (Parkplätze, Sehenswürdigkeiten etc.), die beantragt haben, mit Sensorik ausgestattet zu werden. So richtig fertig werden wir mit dem Programm übrigens nie sein – wir werden uns ständig verbessern und weiterentwickeln.

Danke für das Interview, Markus.